Die Bauern aus Wattwil
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Frühherbst, Anfangs September 2008.
Der Seespiegel sinkt immer tiefer. Beim Schilf schaut eine braune Schicht aus
dem Wasser. Beim Steg sehe ich, Monique Bonanomi, viele Treppen, die sonst
im Wasser sind. Aus dem Wasser steigen kann ich nur noch problemlos beim
Nichtschwimmerbecken. Ich frage die Badmeisterin, Frau Isabella Büchler, warum dies so sei:
"Jeden Herbst wird der Seespiegel gesenkt, damit die Bauern aus dem Toggenburg das Schilf mähen können. Der Kanton ist verantwortlich für die Regelung des Wasserstandes."
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9. September 2008.
Motorenlärm am Lützelsee. Schilf wird gemäht. Ich gehe über das gemähte Feld und treffe einige Bauern.
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Mit Emil Looser aus Wattwil komme ich ins Gespräch.
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Das Schilf braucht Emil Looser als Streue für die Kühe.
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Seit etwa 40 Jahren mäht Emil Looser hier, früher mit seinem Vater, heute mit seinem Sohn. Der Vater ist inzwischen verstorben.
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Früher war das Land stark parzelliert. Ein Teil gehörte Jacques Egli vom
Eglihaus in Lutikon. Ein anderer Teil gehörte Miggel Pfister.
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Früher wurde das Schilf ausschliesslich von Hand gemäht. Später wurde eine "Seekuh" angeschafft, die mit Raupen mähte. Aber das Resultat war nicht gut, es wurde nicht sauber geschnitten. Heute brauchen
die Bauern verschiedene Mähmaschinen.
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Früher waren es etwa 10 Bauern aus Wattwil, die Schilf mähten. Heute
kommen nur noch 6 Bauern. Diese mähen etwa 2/3 der Schilffläche am
Seeufer.
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Geld. Früher mussten die Bauern aus dem Toggenburg dafür zahlen, dass sie das Schilf mähen und verwerten durften, zwischen 60 und 100 Franken pro Parzelle. Herr Egli ist jeweils persönlich vorbei gekommen und hat das Geld für das Schilf eingezogen. Heute bekommen die Bauern Lohn dafür, dass sie überhaupt das Ufer in Ordnung halten.
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Seit etwas 20 Jahren ist das Kantonale Amt für Landschaft und Natur (ALN) für das Schilf zuständig.
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In der Badeanstalt wird erst nach der Schliessung der Badi, d.h. jeweils nach dem Bettag, gemäht.
Im Jahr 2008 wird ausnahmsweise ein paar Tage vor dem Bettag gemäht.
Badegäste sind keine mehr da.
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19. September 2008.
Ich will baden gehen. Es hat so schöne Wolken. Darum nehme ich den Fotoapparat mit. Doch leider geht den Batterien im Fotoapparat bald der Schnauf aus - ein Bauer offeriert mir Benzin!
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Wasserspiegel absenken
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Damit man das Schilf mähen kann, muss der Seespiegel gesenkt werden. Vor
einigen Wochen hatte der "Schleusenwart" darum einen Schieber
geöffnet. Nun ist das Schilf gemäht, und am 15. November 2008 darf ich zusehen, wie
der "Schleusenwart" den Schieber wieder schliesst.
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Der Tobelbach kommt vom Lützelsee her und fliesst unter der Brücke der
Badstrasse hindurch.
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Im vorderen Teil sieht man den Tobelbach, den Auslauf aus dem Lützelsee. Unter dem Rost im hinteren Teil der Foto
fliesst das Wasser der Tiefenwasser-Ableitung vom Seegrund in den Tobelbach
hinein.
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Der Tobelbach fliesst weiter Richtung Zürichsee.
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An diesem Pegel wird der Wasserstand abgelesen. Hier ein tiefer Wasserstand: 14.
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Der Schieber ist offen.
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Mit diesem Schlüssel bewegt der Schleusenwart den Schieber.
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Der Schieber ist geschlossen.
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Der Pegelstand wird in den nächsten Wochen vom heutigen Stand 14 etwa auf
die Marke 20 ansteigen.
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Wenn bei starkem Regen oder bei der Schneeschmelze der See zu hoch
ansteigt (Pegel über 25), muss der Schleusenwart den Schieber wieder
öffnen. Bei noch höheren Seespiegel besteht die Gefahr, dass der Steg bei der Badeanstalt
weggerissen würde. Dieser Steg ist fest mit dem Untergrund verbunden,
währenddem das Nichtschwimmerbecken wie ein Floss auf dem Wasser schwimmt.
Es ist mit dem Steg durch gelenkig befestigte Metallstangen verbunden.
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Die Oberaufsicht über den Lützelsee hat das Kantonale Amt für Landschaft
und Natur (ALN).
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Weitere Details stehen im Heft "Wege Pfade Spuren, Führer durch die Gemeinde Hombrechtikon"
des Vereins Pro Hombrechtikon 1991, auf der Seite 17, Kapitel "Lützelsee
- Ableitung des Tiefenwassers".
Der Lützelsee weist eine mittlere Tiefe von 4,1 m auf. In den 60er Jahren setzte wegen der Überdüngung des Sees (Landwirtschaft, häusliche Abwässer, Baumschule, Badebetrieb) ein starkes Algenwachstum ein. Andauernde Sauerstoffdefizite und Fischsterben anno 1976 und 1979 waren die Folge. Zusätzlich führte die Rücklösung von Phosphaten aus dem Sediment zu einer seeinternen Düngung. Mit der 1981/82 ausgeführten Tiefenwasserableitung wird das sauerstofffreie Wasser am Seegrund durch den Druck des darüberliegenden Wassers in den Tobelbach abgeleitet. Die angeordneten Massnahmen im Wassereinzugsgebiet und 10 Jahre Tiefenwasserableitung haben den Chemismus des Lützelsees wieder in den Zustand der 60er Jahre zurückgeführt. "
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Verfasserin dieses Kapitels: Monique Bonanomi, 2008.12.15.
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